Immer was los

Silvester

Ich sah Menschen in den schönsten Outfits. Jede Menge Glitzer. Und Absätze bei den Frauen. Und Fliegen bei den Männern. Ich saß auf dem Sofa in meinem Hausanzug. Dieses Jahr machen wir es anders und sind zu Hause geblieben. Es gab stilvolle Snacks auf dem Tisch und hübsche Cocktails in Gläsern. Und wieder viel Glitzer. Und Gold. Auf dem Tisch und in den Cocktails. Girlanden, Konfetti, Cocktailstäbchen, Luftballons. Es wurden auch Spiele gespielt. Vor allem Hitster. Ich scrolle weiter auf Instagram. So ein Sektturm sah auch toll aus. Das erinnert mich immer an Love Letters. Das oberste Glas, gefüllt mit rotem Sekt, musste stehen bleiben.

Ich legte mein Handy weg und holte bereits zwei Sektgläser aus dem hinteren Teil des Schranks. Es war erst 23 Uhr. Ich scherzte, ob wir so tun sollten, als wäre es schon 00.00 Uhr, aber mein Mann fallt nicht herein. Also wischte ich den Staub von den Gläsern, setzte mich wieder aufs Sofa und schaute in das Buch, auf der suche wo ich aufgehört hatte. ‚Das werde ich dieses Jahr nicht mehr zu Ende lesen.‘ In der letzten Stunde des Jahres haben wir immer hundert dieser Witze gemacht. ‚Dieses Jahr esse ich nicht mehr.‘ ‚Ich stehe dieses Jahr nicht mehr auf.‘ ‚Nun, das war der letzte Furz des Jahres.‘ Standard. Vor allem den letzten fanden wir damals urkomisch (eigentlich immer noch). Jetzt lasse ich es bei ‚Ich lese dieses Jahr nicht mehr‘, weil ich die Seite nicht finden konnte.

Wir setzten uns auf dem Sofa etwas näher zu einander und nahmen uns sogar eine Kuscheldecke. ‚Gott sei Dank sieht uns niemand.‘ Und dann, um 23.55 Uhr, habe ich zwei Gläser Champagner eingeschenkt. Voll bis zum Rand. Es sieht ja sowieso niemand. Und um 00.00 Uhr haben wir uns einen Kuss gegeben. Einen guten Kuss. Du weißt schon. Einer von denen, die niemand zu sehen braucht. Im Garten trinken wir unsere Gläser und genießen das Feuerwerk, das die Nachbarschaft zündet. Während Lucas einfach weiterschläft und die verängstigte Katze unter das Sofa pinkelt. Zwischen den Knallern spreche ich über meine Vorsätze. Ich will mehr schreiben, besser auf die Erde achten und Karten verschicken. Mein Mann sagt, ich solle anfangen, meine Schuhe im Haus aufzuräumen. Dann gehen wir wieder rein und legen uns ins Bett. Ich vergesse die Schuhe und dann schlafen wir ein. So wie immer. Frohes neues Jahr.

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