Es war ein Gemälde mit einem blauen Wagen auf einer Landstraße. Am Ende der Landstraße konnte man einen Bauernhof sehen. Vor dem Hof standen zwei hohe Bäume. Nach den Farben zu urteilen, war es Frühherbst. ‘Schön,’ sagte mein Cousin. ‘Ja, schön,’ sagte ich, als wir langsam daran vorbeigingen. Gemeinsam blieben wir kurz vor dem nächsten Gemälde stehen. Ein Maikäfer, der in einer Ecke der weißen Leinwand gezeichnet ist. Spürst du es?“, fragte ich sie. Nein, auch sie spürte es nicht. Die anderen Besucher schon. Sie standen minutenlang da und hatten eine Gänsehaut auf den Armen. Als wäre es echt und nicht nur ein Gemälde.
Für sie sind die Bilder wie ein Gletschersee in der rauen Landschaft Islands. Ein riesiger blauer, klarer See, in dem große Eisbrocken schwimmen. Mit den braunen Bergen im Hintergrund, über die sich eine dicke weiße Decke legt. Der schmelzende Gletscher. Atemberaubend. Wenn man näherkam, spürte man die Kälte und bekam eine Gänsehaut. Minutenlang standen wir da und beobachteten das. Dann haben wir es gespürt. Es wäre wie ein Gemälde, aber es war echt.
Lucas kam mit ein paar Kreisen und Streifen auf der Rückseite eines aufgerissenen Briefumschlags nach Hause. Schau Mama, ein Zug. Minutenlang stand ich da und schaute mir das an. Ich bekam eine Gänsehaut. Wie schön gemacht, dachte ich. (Einfach, wie jede Mutter über ihr eigenes Kind denkt.) Ich würde es gerne einrahmen, es zur Schau stellen. Damit allen es sehen können. Ja, dann habe ich es auch gespürt. Es war wunderschön. Wie ein Gemälde.



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